Workshop Kriminalität

Warum werden Straßenkinder und -jugendliche kriminell und was kann man dagegen tun?

 

Grundlegende Ursachen für die anschließende Kriminalisierung von Kindern und Jugendlichen auf der Straße sind:

 

1. Beschaffungskriminalität, also z.B. Diebstahl von Lebensmitteln und Kleidung aus der Not heraus.

 

2. Schwarzfahren, z.B. um zu Notschlafstellen oder Amtsterminen zu kommen hat oft zur Folge, dass bei mehrmaligen Erwischen Schulden und auch Gefängnis drohen.

 

3. Verbot von „Schnorren“ und Platzverweise führen auch bei häufigen Verwarnungen zu Schulden, die nicht beglichen werden können. Außerdem sind die Jugendlichen darauf angewiesen an belebten Plätzen sein zu können, um mit schnorren ein wenig Geld zusammen zu bekommen

 

4. Mittäterschaft – Problem ist, dass viele Jugendliche auch ohne konkrete Beweise für eine angebliche Mittäterschaft verurteilt werden („mitgehangen - mitgefangen“)

 

LÖSUNGEN / UTOPIEN

 

 

In unserem Workshop "Kriminalität" haben wir zu diesen unterschiedlichen Ursachen einige Lösungsansätze ausgearbeitet.

 

1. Beschaffungskriminalität

 

- mehr soziale Anlaufstellen für Straßenjugendliche mit längeren Öffnungszeiten

 

- Lebensmittel, die weggeworfen werden sollen, müssen verpflichtend gespendet werden (gesetzliche Vorgabe!)

→ diese kommen dann in einen „extra-Supermarkt“ für Bedürftige

 

 - Bedingungslose Grundsicherung für obdachlose Jugendliche (Summe x), gerne auch mit einer Bezahlkarte (a la Visa), die nur einen bestimmten Betrag pro Tag und auch nur für bestimmte Waren verwendet werden kann (kein Alkohol, Tabak etc.)

 

2. Schwarzfahren

 

- eine Art „Mittellosen-Ausweis“, der kostenfreien Transport im öffentlichen Nah- und Fernverkehr erlaubt

→ muss Bundesweit gültig sein

 

→ die Deutsche Bahn als Staatskonzern muss in die Pflicht genommen werden

 

3. Schnorrverbot

 

- "Safe Space" für obdachlose Jugendliche, wo sie geregelt schlafen und auch schnorren können, ohne Angst vertrieben zu werden; permanent geöffnet

 

- auch als Verhinderung von Leerstand denkbar

 

- oder aber Tiny Houses oder Container Häuser, die selbst mitgestaltet werden können. Sie sind zudem mobil und können daher auch schnell an andere Orte gebracht werden, falls es sein muss

→ ohne Bedingungen nach dem Housing First Prinzip

 

4. Mittäterschaft

 

- bei kleineren Delikten grundsätzlich Sozialstunden (Täter-Opfer-Ausgleich → Empathie „Zwang“)

 

- nur Verurteilung bei eindeutigem Nachweis → dies führt zu einer Entstigmatisierung der Mittäterschaft

 

 

Auch im Gefängnis und in der Zeit danach brauchen Jugendliche bessere Betreuung.

 

Was brauchen Jugendliche im Knast?

 

 

- mehr Sozialarbeiter im Knast (Negativbeispiel von einem WS-Teilnehmer mit einem Sozialarbeiter für 45 Jugendliche)

 

- dieselben Sozialarbeiter sollen auch nach dem Gefängnis die Jugendlichen weiter begleiten, damit nicht entstandene Beziehungen abgebrochen werden

 

- Förderung von Therapie statt Strafe Prinzip

 

- mehr (wieder-) Eingliederungshilfe innerhalb und auch außerhalb des Gefängnisses während der Haftstrafe

 

- Psychologische Betreuung im Jugendgefängnis

Und was brauchen sie danach?

- Anspruch auf einen Wohnplatz in betreutem Einzelwohnen, betreuter WG (oder ähnlich) für 6-12 Monate mit einer möglichen Verlängerung

 

- Bei begonnener Ausbildung im Gefängnis: sichere Fortsetzung ermöglichen!

 

- Bei abgeschlossener Ausbildung: gesicherte Übernahme durch eine Firma (anfangs durch den Staat subventioniert)

 

- Extra-Einrichtung für Jugendliche, die Beratung, Orientierungshilfe in Bezug auf Wohnen, Jobs, Papierkram und Reintegration in Gesellschaft bietet. Außerdem psychologische Hilfe

→ hier könnten ehemals Betroffene arbeiten, die schon wieder „auf beiden Beinen“ stehen

 

- in Abhängigkeit von der Tat kürzere Laufzeit des Eintrages in Jugendstrafakte und Führungszeugnis

→ Entstigmatisierung und erhöhte Jobchancen